Unsere Geschichte
2015
Gründer Andreas Müller-Hermann fasst die Entstehung der Meaalofa Foundation zusammen
Einsatz mit Sea-Watch
Im Sommer 2015 war ich mit meinem alten, aber hochseetauglichen Segelboot und der Sea-Watch 1 von der NGO Sea-Watch für eine Such- und Rettungsmission vor der libyschen Küste unterwegs. Ich hatte von der dramatischen Lage dort gehört und bin dann mit Freunden von Griechenland aus nach Lampedusa gesegelt und von dort weiter in Richtung Libyen. Bei diesem Einsatz wurden zwei Schlauchboote mit jeweils ca. 120 Menschen gefunden. Des Weiteren sind wir auf vier halb versunkene, leere Schlauchboote gestoßen. Man weiß es nicht genau, aber man ahnt, was den Menschen auf diesen Booten widerfahren sein mag.
Diese Fahrt ist unvergessen und hat sicher mit uns allen etwas gemacht: Für mich wurde dadurch eine ganze Kaskade von weiteren Entwicklungen ausgelöst.
Nach der Rückkehr von Griechenland hatte ich gehört, dass einige Aktivisten der Sea-Watch, die ich gerade kennengelernt hatte, auf Lesbos gelandet waren, um dort zu helfen und wieder Rettungsmaßnahmen auf dem Wasser durchzuführen. Um sie wiederzutreffen und zu sehen, ob ich auch dort helfen kann, reiste ich im November 2015 auf die Insel Lesbos.
Erster Besuch auf Lesbos
Zu dieser Zeit kamen dort zwischen 4.000 bis 7.000 Menschen pro Tag an. Es war unfassbar. Unterstützung von offiziellen Stellen war so gut wie gar nicht zu sehen. Es fehlte an allem, besonders an Kleidung, Schuhen, Decken und Nahrung. Hilfe wurde von NGOs und Privatpersonen aus der ganzen Welt geleistet. Geschätzt waren um die tausend Helfer aus circa 30 Ländern dauerhaft Tag und Nacht im Einsatz. Alle arbeiteten, unabhängig von ihrer Herkunft, sehr gut zusammen. Die Stimmung war einzigartig: Von allen staatlichen Stellen verlassen, zeigte die Zivilgesellschaft ihre tatsächliche Stärke. Die Hilfe war sehr effizient: Es kamen unzählige Container mit Hilfsgütern aus ganz Europa auf Lesbos an und wurden dort professionell verteilt. Es herrschte eine schwer beschreibbare Aufbruchsstimmung, die Mut machte. Es zeigte sich, dass Selbstermächtigung möglich ist und Probleme lösbar sind, sofern alle zusammenarbeiten, sich verantwortlich zeigen und kleinliche Differenzen beiseitelassen.
Das hat mich stark beeindruckt und bis heute beeinflusst. Mir war klar, dass ich irgendwie weiter aktiv bleiben muss.
2016
Vertiefter Einblick
Nach meiner Rückkehr habe ich in München zusammen mit Freunden dringend benötigte Sachen für die Geflüchteten gesammelt. Im Januar 2016 fuhren wir dann mit einem Konvoi aus Lastwagen und Sprintern mit Anhängern nach Lesbos, um alles dort anzuliefern. Auf der Insel mangelte es an Transportkapazitäten. Wir blieben eine Zeit und verteilten mit unseren Sprintern die Waren auf der Insel. Dabei lernte ich viele NGOs kennen und verstand nach und nach besser, wie alles zusammenhing.
Seitdem bin ich jedes Jahr, mit Ausnahme von 2020 (bedingt durch Covid), auf der Insel gewesen und habe dort verschiedene Projekte unterstützt und auch immer wieder von Deutschland aus Material für Lesbos gesammelt und verschickt.
2017
Low-tech with Refugees –
Maker Space
2017 habe ich Kontakt zu der NGO Low Tech Lab in Frankreich aufgenommen (www.lowtechlab.org), deren Ziel es ist, für viele der heute drängenden Probleme eine technisch einfache und für alle nutzbare Lösung zu finden.
Low-tech Lab unternimmt schon seit 2016 Reisen mit einem schwimmenden Labor (Projekt Nomade des Mers) und erkundet überall auf der Welt Low-tech-Lösungen, prüft sie, verbessert sie eventuell und erstellt dann eine Dokumentation, die der „ganzen“ Welt zur Verfügung gestellt wird. Davon hatte ich gehört, und ich war schwer von diesem Ansatz beeindruckt. Deshalb schrieb ich sie an und sagte ihnen, dass ein umfangreicher Teil der „ganzen“ Welt schon auf Lesbos vor Ort sei. Warum nicht auch hier ein Labor und eine Ausbildungsstätte für Low-tech-Anwendungen ins Leben rufen?
Das Low-tech Lab war interessiert und schickte ihre Mitarbeiterin Marjolaine Bert. Die ersten Low-Tech-Kurse für Geflüchtete haben wir gemeinsam vorbereitet und durchgeführt. Marjolaine Bert blieb dann fast ein Jahr auf der Insel und baute das Projekt „Low-tech with Refugees“ auf. Daraus entwickelte sich später eine eigene französische NGO.
Im Herbst 2019 hatte das Projekt 27 Volontäre aus vielen verschiedenen Ländern, und Hunderte von Geflüchteten nahmen jeden Monat an den angebotenen Aktivitäten teil. Es wurde z. B. gezeigt, wie Fahrräder repariert werden, wie Holz bearbeitet wird, wie Töpferei funktioniert, wie man elektrische und elektronische Geräte wieder instandsetzt, es wurden Öfen für die Unterkünfte gebaut und Isomatten aus den Abfällen der unzähligen Rettungswesten zusammengeschweißt, damit die Menschen, die in Notunterkünften auf dem Boden schlafen mussten, den Winter überstehen konnten.
Hier ein Link zur Website der heutigen Organisation:
www.makerspace-lesvos.org
Ein kurzer Film vom Herbst 2019, der einen guten Eindruck vermittelt, was dort los war und los ist:
Youtube: Low-Tech with Refugees, a unique maker space in Lesvos, Greece
2019
IDEA
Ende 2019 wurde das IDEA Projekt (IDEA – Initiative for Digital Education for All / Initiative für digitale Bildung für alle) gestartet. Bei diesem geht es darum, PCs, Laptops und Pads einzusetzen, um Menschen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
In den Flüchtlingscamps in Griechenland lebten und leben viele Flüchtlinge, die oft jahrelang keinen Zugang zu Schulen haben. Die Idee ist es, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen Computer und Pads zur Verfügung zu stellen, mit denen sie dann Zugang zu Bildungsangeboten bekommen. Das kann über das Internet erfolgen oder auch über vorinstallierte Lerninhalte, wenn das Internet, wie oft in den Camps, nicht zur Verfügung steht. Wir arbeiten mit vielen anderen NGOs zusammen und unterstützen diese ebenfalls mit Computern für den eigenen Gebrauch oder für Bildungsangebote.
In Deutschland werden dazu die Geräte gesammelt, geprüft und mit der entsprechenden Software versehen und dann nach Griechenland und mittlerweile auch in andere Länder geliefert. Wir arbeiten dabei eng mit der NGO Labdoo (www.labdoo.org) zusammen, die den Content und die Installationssoftware zur Verfügung stellt.
2020
HoMER
Im Laufe des Jahres 2020 verschlechterte sich die Situation in Griechenland für die Geflüchteten drastisch. Viele Menschen kamen aus den Lagern der Inseln nach Athen und mussten ohne Geld und ohne jegliche Unterstützung auf der Straße leben. Darunter auch Menschen, die wir aus Lesbos gut kannten und die in unserem Projekt „Low-tech with Refugees – Maker Space“ mitgearbeitet hatten. Irgendetwas musste passieren! So entstand im Frühjahr 2020 die Idee, Flüchtlinge in Athen direkt zu unterstützen.
Zusammen mit einer tatkräftigen langjährigen griechischen Freundin wurde dieser Gedanke in die Tat umgesetzt und das Projekt HoMER – Housing, Mediation and Education for Refugees ins Leben gerufen.
Durch die gute Vernetzung dieser Freundin in der Stadt konnten wir vom ersten Moment an konkrete Hilfe leisten. Seitdem unterstützen wir Geflüchtete in Athen auf verschiedene Art und Weise: Wir helfen bei der Unterbringung, bei der Einschulung von Kindern, vermitteln medizinische, psychologische und rechtliche Betreuung, helfen bei Behördengängen und leiten die Betroffenen an andere NGOs weiter, wenn wir selbst an unsere Grenzen stoßen.
2021
Gründung der Meaalofa Foundation gGmbH
Da die Aufgaben in den letzten Jahren immer umfangreicher wurden und um die einzelnen Projekte besser koordinieren und auch Spendengelder sowie Sachspenden in größerem Umfang entgegennehmen zu können, wurde im April 2021 die NGO Meaalofa Foundation gGmbH in München gegründet. Hier werden jetzt alle bisherigen Aktivitäten unter einem Dach zusammengefasst.
Wir haben ein kleines Büro in München und einen Platz, an dem wir Rechner lagern, aufbereiten und verschicken können. In Athen gibt es ebenfalls ein kleines Lager, in dem die Paletten angenommen werden und von dem aus die Verteilung der Geräte erfolgt.
2022/23
Weitere Entwicklung der Meaalofa Foundation gGmbH
Seit März 2022 unterstützt die Meaalofa Foundation ein Projekt in Boitzenburg, Brandenburg/Uckermark. Im Februar desselben Jahres wurde in Europa ein furchtbarer Krieg angezettelt, der einmal mehr dazu führt, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen müssen und zu Flüchtlingen werden. Um auch hier den Geflüchteten zu helfen, unterstützen wir ein Projekt von langjährigen Freunden, die ein Bürogebäude in einer kurzfristigen Aktion in einen Ort umwandeln, wo ca. 20 Menschen eine Zuflucht finden können. Im Juni 2022 ist die erste Familie in das Gebäude eingezogen.
Die Lage in Athen ist in 2021, 2022 und 2023 nicht besser, sondern weiter immer schlechter geworden. Wir haben unsere Kapazitäten deshalb erweitert und uns mit immer mehr anderen NGOs vernetzt. Mittlerweile arbeiten in Athen neben meiner Freundin, zwei griechische Sozialarbeiterinnen, eine Halbtagslehrerin, die Kindern Sprachunterricht gibt und bei den Hausaufgaben hilft, und eine Halbtagsdolmetscherin sowie eine Teilzeitkraft für das IDEA-Projekt.